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19.05.2024

Golf.de: "Das Team hinter dem Team"

Lars Thiele, der seit zwei Jahren als Co-Trainer von Bundestrainer Stephan Morales fungiert, hat bisher immer bei Turnieren seine Hilfe angeboten. Die Unterstützung im Training war daher bisher auf die unmittelbare Turniervorbereitung konzentriert. Dabei geht es vor allem um die Begleitung der Proberunden sowie das Training davor und danach. Der Bedarf er Athletinnen im Training abseits des Platzes ist ganz unterschiedlich. In den meisten Situationen braucht die Spielerin technisches Feedback, oft auch einfach die Bestätigung, dass sie in der Umsetzung ihres Vorhabens auf dem richtigen Weg ist. „Es gibt aber auch Momente, wo die Spielerin wirklich auf Hilfe angewiesen ist, da die Umsetzung nicht so klappt, wie sie es sich vorstellt. Das kann in allen Spielbereichen vom Abschlag bis zum Putt oder bei Spezialschlägen der Fall sein“, so Lars Thiele. Auf der Proberunde geht es vor allem um das Course Management und alles, was dazugehört. Schlägerwahl, Schlagart, Bunkersand testen und üben, Grüngeschwindigkeit und verschiedene Lagen ums Grün testen sind dann die Fragestellungen, mit denen der Coach, der seine sportliche Heimat im Düsseldorfer GC hat, konfrontiert wird. „Die Spielerinnen bewegen sich natürlich alle schon auf Profiniveau und sind sehr selbstständig, jedoch gibt es immer wieder kleine Dinge, die auffallen oder in Vergessenheit geraten oder eben nicht gewissenhaft beachtet werden“, weiß der Co-Trainer.

Bei einem typischen Turniertag orientiert sich der Thiele natürlich an den Startzeiten der Spielerinnen und ist zum Warm Up auf der Anlage. Je nach Spielerin ist die Betreuungssituation in Intensität und Nähe unterschiedlich. Der Co-Trainer ist zur Stelle, wenn er gebraucht wird.
„Die Beobachtung und Begleitung auf dem Platz ist sehr neutral und passiv, jedoch natürlich stets aufmerksam, um eventuell später etwas gezielt ansprechen zu können oder entsprechend vorbereitet zu sein bei der Besprechung der Turnierrunde“, so Thiele. Oft ist hierfür viel Empathie und Fingerspitzengefühl gefragt, je nach Verlauf der Runde. Anschließend wird meistens noch mit den Spielerinnen an Feinheiten trainiert. Ein Turniertag kann je nach Startzeiten, Verlauf und Bedarf an die zwölf Stunden dauern.

„Der wesentlichen Unterschied der Tage unmittelbar vor und während des Turniers liegt in der Interaktion zwischen den Spielern und mir als Trainer. An den Vorbereitungstagen wird viel gesprochen und gecoacht, dagegen bestehen die Turniertage zum großen Teil aus zwar ebenfalls hoher Konzentration, jedoch mehr aus Beobachtungen, Notizen erstellen über Auffälligkeiten, um adhoc reagieren zu können, wenn vor oder nach der Runde Hilfe gebraucht oder auch mal proaktiv Hinweise meinerseits notwendig sind“, fasst der Trainer sein Wirken im Team hinter dem Team zusammen.

Bundestrainer Stephan Morales

Auch Stephan Morales sieht naturgemäß Unterschiede in der Betreuung bei einem Tag auf der Tour oder im Trainingslehrgang.
Es gibt Turniere, wo einzelne Spielerinnen durchaus viel Zeit einfordern, sei es auf der Driving Range, auf dem Putting Green oder im Kurzspielbereich. Es kann aber auch sein, dass es den Spielerinnen wichtig ist, sie auf der Runde zu begleiten und dann vor allem auch in den Proberunden strategisch und taktisch über den Platz zu sprechen.
„Hier in Berlin haben etliche Spielerinnen ihren Heimtrainer dabei, teils auch an der Tasche, wie bei Patricia Schmidt und Alexandra Försterling. Dann bin ich natürlich weniger auf der Driving Range, weil natürlich die Coaches die Aufgaben übernehmen“, legt der Bundestrainer großen Wert auf ein gutes Zusammenspiel aller Kräfte.
Wenn der Bundestrainer alleine unterwegs ist, versucht er hier und da schon, Einfluss zu nehmen. Wie viel gearbeitet wird, entscheidet sich meist in der Woche selbst, wobei dies auch teils ein Prozess ist, der sich entwickelt.
Im Trainingslehrgang beginnen und beenden das Team die Tage gemeinsam. Im Vorfeld wird abgesprochen, welche Themen angegangen werden. Auch hier wird alles individuell auf jede Athletin abgestimmt. Alles läuft letztlich auf eine Einzelbetreuung hinaus.
„Wir versuchen immer wieder auch, solche Lehrgänge mit Experten zu flankieren, sei es Christian Marquardt als Puttexperte oder Rob Neal als Biodynamiker. Das heißt dann aber nicht, dass jede Spielerin diese Möglichkeiten auch wahrnimmt. Die Spielerinnen und deren Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt. Daher haben die Athletinnen alle Freiheiten. Im Idealfall sollten die Spielerinnen ein klares Bild haben, was sie in dieser Woche benötigen, brauchen und trainieren wollen. Wenn das dann ganz anders aussieht, als ich mir vorstelle, versuche ich dann natürlich auch noch mal Einfluss zu nehmen. Aber mir ist es sehr wichtig, zunächst die Meinung der Spielerin zu hören und dann kann man das auch mit den Rundenanalysen vergleichen und datenbasiert handeln“, erklärt Stephan Morales.

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